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Gendern: Was ist korrekt – und was wird erwartet?


Wenn es um die gendergerechte Sprache geht, sieht sich die Schreibende nicht nur mit sprachlichen Regelungen konfrontiert, sondern auch mit gesellschaftlichen Erwartungen. Doch was ist der Unterschied und warum gibt es diesen überhaupt?


Die geschlechtergerechte Schreibung – also jene, die eine gesellschaftliche Gleichstellung von Mann und Frau sprachlich abbilden soll – ist im Regelwerk festgehalten. Anders sieht es mit dem Einbezug eines dritten Geschlechts, bzw. einer non-binären Ausdrucksmöglichkeit aus.


Die korrekte Schreibung gemäss Duden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich geschlechtergerecht auszudrücken. Bei den vom Duden und von der GfdS empfohlenen Schreibweisen werden jeweils nur zwei Geschlechter berücksichtigt. Folgende Varianten werden vom Duden empfohlen:


1) Die Doppelnennung

  • «Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind herzlich eingeladen»

  • «Alle Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen sind herzlich eingeladen».


2) Sparschreibung/Kurzformen

  • «Alle Mitarbeiter/-innen sind herzlich eingeladen.» (Achtung: Nicht anwendbar für Schreibungen mit abweichenden Endungen/Umlauten, wie z.B.: Kollegen/-innen, Kolleg/-in, Ärzte/-innen, Arzt/-in, Ärzt/-in.


Nicht korrekt sind die Schreibungen mit Binnen-I (wortinterne Grossschreibung, «MitarbeiterInnen») oder mit Schrägstrich ohne Ergänzungsstrich («Mitarbeiter/innen»).


So viel zur sprachlichen Korrektheit. Doch wie sieht es mit den gesellschaftlichen Erwartungen aus? Wie gesagt berücksichtigt die korrekte Form nur zwei Geschlechter. Es ist nichts ungewöhnliches, das gesellschaftliche Prozesse zunächst nicht in der Sprache abgebildet werden – diese Veränderungen erfordern Zeit. Für den Moment befinden wir uns in dieser Situation:


Die gesellschaftlichen Erwartungen.

Gesellschaftlich wird die Inklusion aller (nicht nur zweier) Geschlechter gefordert. Das binäre System (Frau/Mann) wirkt, wie damals das generische Maskulinum, veraltet. Warum ist das relevant? Die Antwort lautet «Representation matters» – das heisst: Zum einen hat die Gesellschaft einen Einfluss auf die Sprache, zum anderen prägt die Sprache die Gesellschaft. Wenn man Sprache als Abbild der Welt versteht, haben – zugespitzt formuliert – nur jene Dinge Existenzberechtigung, die auch sprachlich widergegeben werden können. Dass Sprache zeigt, was die Welt bewegt, beweisen neu im Duden aufgenommene Begriffe wie «Flugscham» oder «Hatespeech».


Ersatzformen.

Es gibt glücklicherweise noch weitere Möglichkeiten, um sich geschlechtsneutral Auszudrücken. Vom Duden werden folgende Alternativen aufgeführt:

  • Geschlechtsneutrale Ausdrücke: Mensch, Person, Mitglied, Gast

  • Sachbezeichnungen: Staatsoberhaupt, Leitung, Kollegium

  • Umformulierungen: «ärztlicher Rat» anstatt «Rat eines Arztes»

  • Direkte Anrede: «Bitte zeigen Sie Ihren Ausweis vor” anstatt «Besucher werden gebeten, ihren Ausweis vorzuzeigen»

  • Substantivierungen des Partizips I, des Partizips II und von Adjektiven im Plural: die Studierenden, die Gewählten, die Verwitweten (Achtung: Im Singular zeigt der Artikel bei den Substantivierungen das Geschlecht an. Geschlechtsneutral ist hier nur die Pluralverwendung.)


Obwohl die Wandlung in der Wahrnehmung von Geschlecht noch keine explizite Entsprechung im Regelwerk hat, findet man immer wieder Schreibformen, die diesem Umstand gerecht zu werden versuchen. Diese möchten Geschlecht dementsprechend nicht nur als weiblich oder männlich präsentieren, sondern die Möglichkeit weiterer Kategorien zulassen. Hierzu zählen zum Beispiel Schreibungen mit Gender-Gap: «Mitarbeiter_innen» / «Mitarbeiter:innen», «Mitarbeiter.innen» oder «Mitarbeiter·innen». Dasselbe Ziel verfolgt die Schreibung mit Genderstern (Asterisk): «Mitarbeiter*innen» – die aber genauso wenig sprachlich korrekt ist, wenngleich sie sich in der Praxis vermehrt durchzusetzen scheint.




Quellen: Duden / GfdS

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